Montag, 25. Oktober 2021

ETAPPENSIEG: NATIONALRAT SAGT JA ZUR GEWALTFREIEN ERZIEHUNG

 

Viele Anläufe waren über die Jahre nötig, viele Vorstösse wurden in den letzten Jahren eingereicht - und abgelehnt. Doch am 30. September sagte der Nationalrat mit 111 zu 79 Stimmen endlich JA zur gewaltfreien Erziehung, und zwar zur Motion Nr. 19.4632 von CVP-Nationalrätin Christine Bulliard-Marbach.

Mit dieser Motion wird der Bundesrat beauftragt, "im Schweizerischen Zivilgesetzbuch (ZGB) einen Artikel aufzunehmen, indem für Kinder das Recht auf gewaltfreie Erziehung verankert wird. Unsere Kinder müssen vor körperlicher Bestrafung, seelischen Verletzungen und anderen entwürdigenden Massnahmen geschützt werden". Wie soll ein solcher Artikel aussehen? Ein Blick nach Deutschland vereinfacht die ganze Debatte: "Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig". So steht es im deutschen Zivilgesetzbuch (BGB Art. 1631, Abs. 2). Warum muss man alles selber erfinden, wenn bei unseren Nachbarn schon viel gedacht und erarbeitet wurde? Denn: Dieses Gesetz, das  seit bald 20 Jahren in Kraft ist in Deutschland, hat die Sensibilität vieler Eltern erhöht - und schlussendlich die Gewalt an Kindern gesenkt.

Zurück in die Schweiz: Die nächste Etappe findet im Ständerat resp. in der Rechtskommission des Ständesrates statt, sie muss nun der Motion zustimmen. Und dann der Ständerat. Nachdem nun der Erstrat, der Nationalrat, die Motion angenommen hat, besteht die Hoffnung, auch der Ständerat habe ein Einsehen. Was hat sich verändert: Die Coronazeiten, insbesondere, die Lockdowns, haben verschärft zu Tage gebracht, dass die häusliche Gewalt während der Pandemie zugenommen hat. Somit sind auch Kinder  vermehrt Gewalt ausgesetzt. Auch sie gilt es zu schützen.

 

Fernsehen SRF strahlte im Oktober einen sehr guten Dokumentarfilm zur Gewalt in der Erziehung von Andrea Pfalzgraf aus: "Was elterliche Gewalt mit Kindern macht". Das Thema wird aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet: Betroffene erzählen, zahlreiche Fachleute - wie z.B. der Kinderarzt Dr. Georg Staubli. Er arbeitet in Zürich in der Kindernotfallmedizin und schildert eindrücklich seine Alltagsbeobachtungen in seiner Arbeit.